Energetische Sanierung und Modernisierung im Betonwerks Oschatz
Fertigstellung: 2024
Das Bauvorhaben umfasst die energetische Sanierung und Modernisierung des Verwaltungsgebäudes des Betonwerks Oschatz (BWO) in Kooperation mit dem Planungsbüro Kahnt & Tietze – Architektur und Bausysteme (K&T). Im Mittelpunkt des Projekts steht die Anwendung innovativer Baumaterialien und -techniken, insbesondere die Nutzung von vorgehängten Fassaden mit 4 cm dünnen Carbonbeton-Platten, die in Eigenproduktion des BWO hergestellt wurden. Als Mitglied der Syspro-Qualitätsgemeinschaft hat das BWO dementsprechend Know-how in die Produktion eingebracht. Mit dem Umbau des Verwaltungsbaus soll die monotone, mit Rauputz versehene Lochfassade ein Facelift erhalten. Im Bestand wird die größtenteils strenge Anordnung der stehenden Fensterformate immer wieder durch größere und kleinere Öffnungen in unterschiedlichen Dimensionen unterbrochen. Gestalterisch war daher das Ziel, die zergliederten Fassadenteile optisch zu einem Ganzen zusammenzuziehen. Hierfür wurde eine Kombination aus großformatigen Carbonbeton-Platten und dunkelblauem Lochblech gewählt. Das farbige Blech bildet einen Kontrast zum klassischen Betongrau und fasst die Fenster bandartig zusammen. Diese Bänder ziehen sich auch um die Gebäudeecken, während sich die Betonplatten an den Ecken verzahnen.
Carbonbeton bietet zahlreiche Vorteile gegenüber herkömmlichem Stahlbeton. Durch die Verwendung von Carbongarnen anstelle von Stahl wird die Korrosionsanfälligkeit ausgeräumt, was die Lebensdauer der Betonbauteile erheblich verlängert. Carbonbeton ist zudem leichter und gleichzeitig fester, was eine schlankere und ästhetisch ansprechendere Bauweise ermöglicht. So konnte selbst die größte der Fassadenplatten mit den Abmessungen von ca. 4,7 m x 1,2 m etwa 4 cm dünn gefertigt werden. Das Bauen mit Carbonbeton kann und soll zukünftig dazu beitragen, den CO2-Fußabdruck von Bauwerken zu senken.
Eine weitere Besonderheit ist der Einsatz von Aerogel-Dämmstoff an den Fensterlaibungen. Mit nur 3 cm Aufbau verringert dieser die Wärmeverluste deutlich, gleichzeitig wird der Lichteintrag der Fenster nicht durch ein dickes Dämmpaket vermindert. Dadurch ist es auch möglich die bestehenden Fenster im Bauwerk zu belassen.
Der Bauprozess verläuft stufenweise, wobei die zwei Bauabschnitte auf der Süd- und Westseite bereits erfolgreich abgeschlossen wurden. Im bereits geplanten dritten Bauabschnitt wird dann auch noch die Nord- und Ostseite des Bauwerks ein neues Erscheinungsbild erhalten. Ein wesentlicher Bestandteil des Projekts ist die enge Zusammenarbeit zwischen Industrie und Architektur, um neue Einsatzmöglichkeiten von Carbonbeton zu testen. Die Platten aus dem neuen Verbundmaterial bieten eine langlebige und wartungsarme Schutzhülle für das Gebäude, die sowohl funktionale als auch ästhetische Anforderungen erfüllt.
Das Ergebnis ist eine nachhaltigere und zukunftsweisende Lösung für die energetische Sanierung in serieller Bauweise. Gleichzeitig konnte damit der Erfahrungshorizont für das Bauen mit Carbonbeton erweitert werden, mit dem Ziel, die gewonnenen Erkenntnisse auch bei weiteren Bauaufgaben anzuwenden.